Laktatschwelle

Weniger posten, mehr trainieren!

Gewitter-Triathlon, inkl. Sturz und Tetanus-Impfung

Vorweg: Dem Rad und mir geht’s gut! 🙂

Mein vergangenes Triathlon-Wochenende war so “suboptimal”. Das Wetter war ja bekanntlich durchwachsen zwischen 40°C und Hagel und weil ich erst kürzlich meinen Husten losgeworden bin, fühlte ich mich nicht gerade wie ein junges Reh aber was soll man sagen. Wer sich nur für den Sturz interessiert, kann direkt runter zu “Auf die Schnauze” scrollen.

Vorbereitung

Als ich meine Tasche gepackt habe – natürlich erst spät am Abend, viel mir auf, dass ich auch noch meine Uhr im Büro vergessen habe. Soweit nix Schlimmes, wenn man nicht wie ein Junkie von seiner Laufuhr abhängig ist. Naja, ich werd’ das schon ohne meine geliebte Uhr schaffen, dachte ich mir. Das Wetter stand auf Hochsommer und ich hatte eher Sorge wegen der Hitze.

Abfahrt um 8:00 für Andreas, Heidi, Thomas und mich. Pure Triathlon Power mit eher abstiegswürdigen Zeiten (wenn wir absteigen könnten) dafür aber aufstiegswürdigem Enthusiasmus, gesunder Selbstironie und vor allem Spaß an der Quälerei. Breitensport par excellence eben.

Beim Check-In angekommen fehlte erstmal ein Helm. Doofe Sache, weil man ohne Helm nicht starten darf. Thomas wollte offensichtlich eh einen neuen Helm haben und hat sich dann vor Ort kurzerhand einfach einen gekauft. Problem gelöst, Check-In erfolgreich. Ich konnte derweil die Neo-Lage checken. Bei einem Triathlon im offenen Gewässer gibt es nämlich ab 21,9°C Wassertemperatur ein Neo-Verbot. Ich hab gerade ja eh keinen, also gut für mich. Ich bin nämlich ein “begnadet schlechter” Schwimmer (erst kürzlich “Last Out of the Water Award” in Kamen erhalten). Mit einem Neo kann ich zwar viel besser Schwimmen, alle anderen aber nochmal besser und das sorgt dafür, dass ich dann im Wasser noch mehr Zeit verliere. In Saerbeck konnte ich aber keinen sehen, der mit Neo aus dem Wasser kam.

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Metti durfte schon nicht mehr schwimmen.

Unsere Vereinskollegen aus der zweiten Mannschaft waren auch für die nächst höhere Liga am Start. Schöne Sache, weil man dann noch mehr Leute hat mit denen man fachsimpeln und sich die Wartezeit vertreiben kann.

Rumstehen, warten, Unsinn quaken.

Wartezeit, weil sich neben Regen so langsam ein amtliches Gewitter einstellte. Die Organisatoren hatten deshalb den Start immer weiter nach hinten geschoben in der Hoffnung, das Gewitter würde sich legen. Fehlanzeige. In der Konsequenz wurde der Triathlon dann kurzerhand in einen Duathlon umfunktioniert. So sollte das eigentlich immer laufen, dachte ich mir. In Laufschuhen und auf dem Rad kann ich nämlich, wenigstens halbwegs gut, eine Salami vom Brot ziehen.

nass aber alles noch schön sauber

Pfütze in den Schuhen. Hab mich dann gegen Babypuder entschieden.

Laufen

Bei einem Duathlon startet man mit einem Lauf. Bei uns über 10km, dann 40km Radfahren und zum Ausklang darf man sich dann noch 5km auslaufen. Eine Laufuhr (auch wenn unbekanntes Modell) konnte ich mir auch noch schnorren, gute Bedingungen, also los ging’s.

Polar V800 und ich fühlte mich wie ein Technik-Legastheniker

Den Anfang hab ich im guten Gefühl “das ist vielleicht etwas zu schnell” gemacht. Knapper 4’er Schnitt aber ging zunächst ganz gut. Wenn man vorne in der ersten Gruppe läuft, ist das zunächst super. Man macht richtig Abstand auf die Verfolger und ich kam gut mit. Wie gesagt, etwas zu schnell und wenn man etwas nicht machen sollte, dann zu schnell loszulaufen. Weiß jeder, hat man tausendmal gehört. Was ist aber schnell und ab wann ist es zu schnell? Ich merkte jedenfalls, dass ich es etwas zu schnell hab angehen lassen, als ich so langsam den Anschluss an die Gruppe verlor und mich diese “Ich lauf locker los und mach dann schneller”-Streber mich langsam einholten. Viele Plätze hatte ich da noch nicht verschenkt, am Ende wurde es aber dann noch 43min sonst was, schließlich wollte ich mich nicht total platt laufen.

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Manni und Holger gewannen in der Wertung “Paarlauf über 10km”

Radfahren

Die “kräftigen” Triathleten sind in der Regel gute Radfahrer. Umso schlimmer, wenn man von denen schon beim Laufen überholt wird. Einen hatte ich mir aber ausgeguckt. Sein Überholmanöver wollte ich einfach nicht auf mir sitzen lassen. Ab in die Wechselzone, das Pferd gesattelt und raus auf die nasse Radstrecke.

Auf die Schnauze

Da war die Straße schon schön glitschig und natürlich nimmt man sich dann vor “Achtung, vorsichtig fahren, man will ja nicht stürzen”. Aus der Führerscheinprüfung wusste ich noch, “nach trockenen Phasen kann plötzlicher Regen die Straße gefährlich glatt werden lassen”. Naja, ich fahr schön vorsichtig. Wer meine Oberschenkel kennt, weiß dass man damit nach einer Kurve nicht besonders kräftig ins Pedal treten kann, also versuche ich in den Kurven nicht zu viel Schwung zu verlieren um nicht übermäßig viel Kraft für die Beschleunig verschießen zu müssen. So bin ich dann schön um jede Kurve gezirkelt und konnte den ein oder anderen Kontrahenten auch überholen. Dann ging’s ein Stück in den Wald, scharfe Rechtskurve und Opa-Eike segelt wie auf Schmierseife auf die Schnauze. Das ging so schnell, dass ich erstmal realisieren musste, was denn gerade passiert ist. “Ist da was passiert” hörte ich einen Streckenposten seinen Kollegen fragen. “Ne, der steht wieder auf” so seine einfühlsame Antwort. Von Anteilnahme überschüttet stand ich tatsächlich wieder auf, musste aber feststellen, dass sich meine Wade für dieses spektakuläre Manöver mit einem amtlichen Krampf bedankte. Schnell der Check, ob es dem Rad gut geht. “Gott sei dank, mein geliebtes Rad ist heile geblieben!!!!” Alles noch dran, Räder laufen rund, Schaltung funktioniert, Bremsen auch, Sattel sitzt noch halbwegs ordentlich, nur der Lenkeraufsatz und der Bremshebel waren etwas verdreht. Damit kann man weiterfahren, dachte ich mir. Kurzer Anflug von Vernunft: “Sollte ich das tun, geht’s mir wirklich gut?” Beine und Arme sind noch dran, nirgendwo läuft Blut aus. Gut! Die Schmerzen an der Hüfte, Knie und Ellenbogen konnte ich dank meines letzten Sturzes noch als “geht schon” einstufen und entschied mich dann kurzerhand locker weiterzufahren. “Das fährt sich dann schon raus”, dachte ich mir. Ich war richtig stolz auf mich, weil mir dieses kurze Nachdenken, das Gefühl gab, voller Vernunft zu handeln. Was natürlich totaler Schwachsinn ist 🙂

Wenn Du aber echt ins Pedal gedrückt hast um deine Vordermänner – diese Schweine!- einzuholen, dann gibst Du das nicht kampflos auf. Ich motiviere mich nämlich damit, schweren Gräuel gegenüber meinem Vordermann während eines Rennens zu entwickeln. Also weiter geht’s und wenn der aufgeschürfte Unterarm auf dem Aufsatz liegt und zwirbelt merkt man auch nicht mehr so, wie man sich anstrengt. Man will sich ja auch nicht anstellen. Ab dann bin ich aber wirklich langsam um die Kurven gefahren. 🙂

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Ab in die Wechselzone, Laufschuhe an und los auf die Laufstrecke. “Andrea” eine der wenigen Frauen im Feld war plötzlich vor mir. Den Namen weiß ich von den vielen “Komm schon, Andrea” (Name von der Redaktion geändert), “Los geht’s, Andrea”, “Zeig’s ihnen, Andrea”- Anfeuerungsrufen. Ich durfte mich mit einem, “Eike, da sind noch zu viele vor Dir, lauf schneller” motivieren. Hilft aber auch, danke Carsten! 😉 Andrea war eingeholt und auch überholt, bliebt aber wie eine Schmeißfliege an mir dran. Das ist immer scheiße, wenn du einen überholt hast und der bleibt an dir dran. Mit meiner geliehenen Polar (Danke nochmal, Carsten) kam ich überhaupt nicht klar. Die zeigte mir alles an, nur nicht wie schnell ich war. War aber auch egal, schneller konnte ich eh nicht mehr. Ganz nett waren ein paar Zurufe von Zuschauern wie “du bist dreckig, sollen wir dich abspritzen”.  Mein absoluter Favorit war aber “Vorsicht, Du bist hingefallen!” Was mir derjenige damit sagen wollte, ist mir bis heute nicht klar.

Komplett zugesifft: So dreckig war mein Hobel noch nie. Das schöne Cervelo im Hintergrund hat auch richtig gelitten. Dreck gehört einfach nicht an Rennräder!

Im Ziel hatte ich dann absolut keine Ahnung, mit welcher Zeit ich eingetrudelt bin. Meinen Helm-Chip für die Zeitnahme hatte ich natürlich verloren. Nach der Dusche ging’s dann zu den Sanitätern die sich richtig gefreut haben, etwas zu tun zu haben. Vor mir war noch ein anderer dran, der auch gestützt war. Der hatte aber schön großflächige Abschürfungen und bekam einen richtig tollen Verband. Meine Pflaster hingegen waren nicht so spektakulär. Ich bekam jedenfalls die eindringliche Empfehlung meine ca. 25 Jahre alte Tetanus-Impfung kurzfristig aufzufrischen. Habe ich brav heute direkt gemacht. In 2-3 Tagen ist alles wieder im Lack und ich hab einen astreinen blauen Fleck geerntet. Nochmal muss ich das aber nicht haben.

Alles in allem ein toller Wettkampf. Leider hab ich durch den Sturz zu viel Zeit verloren und damit eine wirklich tolle Zeit verpasst. Naja… beim nächsten Mal eben vorsichtiger durch die Kurven.

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Sonnenschein zum Abschluss … nächstes Jahr wieder.

Danke an Lars für die tollen Fotos!

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